DIY elektrisches Longboard

Elektrische Skateboards und Longboards gibt es in verschiedensten Ausführungen zu kaufen. Preislich ist der Selbstbau zu fertigen Boards aus China nicht sehr groß, da es Angebote gibt, die nicht viel teurer sind. Hierbei wird meist ein sehr langsamer Transportweg über die Schiene genommen, um den Zoll zu umgehen, da muss man schon 6 bis 12 Wochen Lieferzeit einplanen. Aber um die Technik besser zu verstehen bietet sich der Selbstbau an. Ich habe mich daher einmal bei meinen Chinaversendern des Vertrauens umgesehen und hier, bei eBay und bei Amazon die entsprechenden Teile bestellt. Es kann gut sein, das die abgegebenen Links nicht mehr aktuell sind, da die Quellen nicht dauerhaft sind, aber die Teile werden dann meist auf anderen Quellen angeboten. Da muss dann schon einmal die Suchmaschine bemüht werden.

Für ein elektrisches Longboard werden folgende Teile benötigt:

Deck

Als Länge sollte mein Longboard unter 1 Meter und ein Kicktail für mehr Wendigkeit haben. Dieses günstige Board welches bei Amazon und bei eBay angeboten wird, erfüllt meine Zwecke:

Longboard-Deck

Maximale Gewichtsbelastung: 100 kg
Größe: 38.0″ x 9.5″ | 96,5 cm x 24,0 cm
Deckform: Concave Singelkick
Material: Ahornholz
Anzahl der Schichten: 7
inkl. Griptape
Dicke: ca. 1 cm

Räder mit Hub-Motoren

Eigentlich sollten es All Terrain Räder mit 20cm Durchmesser werden. Dann würden die Räder über einen Riemen von den Motoren angetrieben werden. Dieser Aufbau ist aber recht teuer. Günstiger kommt der Antrieb mit Hub-Motoren (Nabenmotor), hier sind die Motoren in die Räder eingebaut. Der Raddurchmesser mit 90mm ist größer als normale Skateboardrollen, also auch für etwas unebene Böden geeignet.

Motor: 6364 Nabenmotor
Motortyp: Brushless-Out-Runner-Motor
Leistung: 550W pro Motor
Geschwindigkeit: 70KV
Eingangsspannung: 24V-42V
Achsbreite: 275mm / 11 Zoll
Räder: 9053
Material: PU
Raddurchmesser: 90mm
Nettogewicht: 4KG
Maximaler elektrischer Strom: 20A
durchschnittlicher Strom: 10A

Controller

Bei dem eingesetzten Controller handelt es sich um einen preiswerten Komplettcontroller für 2 Hub-Motoren. Dazu gehört auch eine handliche Fernsteuerung, die über 2.4GHz mit dem Controller verbunden ist. Der Akku der Fernsteuerung wird über ein (beiligendes) Mikro USB-Kabel aufgeladen.

Controller zum Ansteuern von 2 Motoren

Der verwendete Controller wird in verschiedensten Versionen mit unterschiedlichen Fernsteuerungen angeboten. Es ist schwer herauszufinden, wo die Unterschiede liegen. Da dieser Controller mit dem Hinweis „Upgrade“ versehen war und die Fernsteuerung mit 4 Geschwindigkeiten gegenüber anderen Controllern, die nur 2 Geschwindigkeiten haben, angepriesen wurde, habe ich wohl ein aktuelleres Modell erwischt. Aber auch bei meinem Controller entsprach die Abbildung der Banggood-Webseite nicht genau dem gelieferten Modell. Unterschiede im Gehäuse und Kondensatoren sind vorhanden, aber Hauptsache er funktioniert. Die Leistung des Controllers ist nicht eindeutig zu erkennen. Er soll wohl ca. 250W pro Motor und ca 35km/h leisten. Dafür benötigt man sicher dann auch die maximale Stromversorgung mit 10S, also nominal 36V (max. 42V mit voll geladenem Akku). Der Controller wird ohne Dokumentation geliefert und ist auch nicht programmierbar. Also kaufen und so benutzen wie geliefert. Aus Kostengründen wollte ich keinen VESC Controller nehmen, der dann einen zusätzlichen Empfänger und passender Fernsteuerung benötigt. Dieser Kombination wäre dann zwar flexibel programmierbar, aber mit ca. 150-250€ auch deutlich teurer.

Brücken für 6S oder 7S auf der Platine

Das einzige, was am Controller einstellbar ist, ist die Spannung des Akkus. Für 6S, 7S oder 10S werden Lötbrücken auf der Platine gesetzt. Standardmäßig war bei meinem Controller keine Brücke geschlossen, damit ist er auf 10S eingestellt, was ca. 36V entspricht.

Fernsteuerung

Die Fernsteuerung ist über 2,4 Ghz mit dem Controller verbunden und steuert die Geschwindigkeit, aktiviert die Motorbremse und zeigt den Ladezustand des Akkus an. Sie sollte bei Lieferung eigentlich mit dem Controller gebunden sein. Bei meinem Controller war es leider nicht so. Also musste ich den Handsender neu mit dem Controller verbinden. Im Netz findet man zum Glück diese Anleitung:

  • Controller mit der Stromquelle verbinden.
  • Schalten Sie den Controller ein und warten Sie 2 Sekunden.
  • Halten Sie dann den Taster ca. 6 Sekunden lang gedrückt, bis die Betriebsanzeige blinkt.
  • Schalten Sie die Fernbedienung ein und drücken Sie mit einem kleinen Schraubendreher den Bind-Button in der unteren linken Ecke der Fernbedienung.
  • Schalten Sie die Fernbedienung für 2 Sekunden aus und dann wieder ein.
  • Warten Sie, bis die Fernbedienungs-Signalleuchte und die Taster-Signalleuchte gleichzeitig blinken, was bedeutet, dass das Binden erfolgreich war.

Akkus

Lipos aus dem RC-Modellbereichs sind preislich günstiger als Lithium-Ionen-Akkus, haben aber nicht so ein gutes Verhältnis von Kapazität zu Gewicht. Dafür sind sie höher belastbar und nicht so feuergefährlich. Da ich die Ladegeräte für meine Copter-Lipos nutzen kann, spare ich auch hier etwas ein. Außerdem lassen sich die Lipos einfach entnehmen und müssen somit nicht in der Wohnung aufbewahrt werden. Da ein Lipo mit 5S und 4Ah dann 76Wh hat (Berechnung ohne Gewähr, unter Annahme das mit der Lagerspannung 3,8V/Zelle gerechnet wird), kann man die Akkus als Handgepäck ins Flugzeug mitnehmen ohne sie vorher groß anzumelden (≤100Wh). Genaueres solltet ihr bei Bedarf den IATA Richtlinien entnehmen.

2 Lipos liefern 10S mit 4Ah

Die beiden 5S Lipos werden mit einem seriellen XT60-Adapter zu einem 10S Lipo verbunden. Da beim anstecken der Lipos an den XT60 Anschluss des Controllers ein Blitz entsteht, der auch hörbar ist, habe ich eine kleine Schaltung aus dem Pedelec-Forum nachgebaut. Diese Antiblitz-Schaltung startet jetzt sanft die Ladung der Kondensatoren im Controller und vermeidet das anlaufen der Steckkontakte durch den Ansteckblitz. Genauere Infos folgen noch.

Erster Test von Controller und Hub-Motoren

Klickboxen

Für den Controller passt die Klickbox aus dem Link perfekt. Die Box wird mit M3 Holzschrauben und Unterlegscheiben am Deck befestigt. Für die Kabel wurden noch Aussparungen mit dem Seitenschneider geschnitten, für den Powertaster habe ich ein 12mm Loch gebohrt.

Klickbox für die Lipos

Für die Klickbox der Lipos habe ich keinen Link, ich habe mir hier eine 0,8 Liter Box beim Supermarkt gekauft, die zu meinen Akkus passte.

Rechtliches

In Deutschland ist das Fahren mit elektrischen Longboards oder Skateboards auf öffentlichen Wegen leider verboten! Daran ändert auch die gesetzliche Regelung für e-Roller nichts. Elektrokleinstfahrzeuge (eKFV) ohne Lenkstange sind hier ausgenommen. Hier sind unsere Politiker gefordert, eine einfache und unkomplizierte Regelung zu beschließen. Einige Länder haben es sich ganz einfach gemacht und behandeln die Elektrokleinstfahrzeuge wie Fahrräder und limitieren nur die Geschwindigkeit, entsprechend den e-Bikes. Versichert ist man dann, wie beim Fahrrad auch, über die Haftpflicht.

Für die Legalisierung aller eKFV kämpft auch der hierfür gegründete Bundesverband Electric Empire.

Im Dänemarkurlaub geniesse ich die Regelung, das hier seit Anfang 2019 alle eKFV’s bis 20Km/h freigegeben sind. Nur eine Beleuchtung des Gerätes oder des Fahrers ist vorgeschrieben. Kein Wunder das die Dänen die glücklichsten Europäer sind 😉

Fazit

Der Aufbau mit den ausgewählten Teilen hat auf Anhieb funktioniert und das Board läuft für mich perfekt. Durch das Kicktail lässt es sich leicht im Stand drehen oder ermöglicht ein Anheben der Fronträder vor kleinen Hindernissen.

Die Reichweite liegt bei ca. 20 bis 25 km mit den 4000 mAh Lipos wenn ich gemütlich fahre. Die max. Geschwindigkeit habe ich noch nicht getestet. Dafür sollte man auch eine komplette Sicherheitsausrüstung anlegen. Zur Zeit begnüge ich mich noch mit der 2. Geschwindigkeitsstufe, mit der ich so um die 20km/h erreiche.

First tour with my DIY e-Longboard in Danmark

Für die Projektdokumentation habe ich eine kleine Google Tabelle angelegt. Hier findet Ihr auch alternative Links zu den eingesetzten Teilen und auch einige Fehlgriffe sind beschrieben.

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